Die ursprünglichsten und leistungsfähigsten Hunde finden sich bei den Hirten und Nomaden Afghanistans, Tadschikistans und Turkmenistans.

Die Rasse ist seit 1989 von der FCI offiziell anerkannt (FCI-Standard 335/89), aber bei uns, in Westeuropa, noch praktisch unbekannt. Die Tibet-Dogge (Do-Khyi) und die Anatolischen Hirtenhunde (Kangal, Karabash, Akbash) sind ihre nahen Vettern. Infolge der historischen Völkerwanderungen von Ost nach West, sind die Hunde dieser Rassengruppe wohl auch die Vorfahren unserer grossen Berghunderassen.

Heute ist die Rasse, in ihrer ursprünglichen Form, stark gefährdet, sei es durch Kriege, politische Wirren oder den Verlust der traditionellen landwirtschaftlichen und sozialen Strukturen in ihren Ursprungsländern. Anderswo bedrohen mangelnde oder falsche Selektion, unkontrollierte Einkreuzungen und Inzucht ihre äusseren und inneren genetischen Werte.

In den Ursprungsregionen der Rasse (siehe auch Seite 11), da wo sie noch ihre angestammte Funktion und urtümlichen Qualitäten bewahrt hat, sind schon in der Vergangenheit nie mehr von diesen Tieren gehalten worden als unbedingt zur Verrichtung ihrer Aufgaben nötig waren. Durch die Wirren der letzten Jahrzehnte ist der Bestand inzwischen derart geschädigt, dass es dringend notwendig ist sich für den Wiederaufbau der überlebenden Population einzusetzen.

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DER URSPRUNG UND DIE BEDEUTUNG DER RASSE

Zentralasien, eine der Wiegen der Menschheit, ist nicht nur Ausgangspunkt zahlreicher Migrationen, sowohl in Richtung Osten bis auf den amerikanischen Kontinent, als auch besonders westwärts, nach Europa. Das im Herzen Zentralasiens liegende fruchtbare Tal des Oxus-Stroms (historischer Name, heute: Amu Darya) ist ebenfalls die Heimat einer der ältesten Viehzüchterkulturen der Welt (hier ist der Ursprung der Karakol-Schafe, welche die Astrakhan-Felle liefern), deren Hirten schon vor 8 bis 10‘000 Jahren ihre Hunde zur Bewachung der Herden ausgebildet haben.

Die Zentralasiatischen Hirtenhunde gehören damit zu den ältesten Hunderassen überhaupt. Ihr Ursprungsgebiet ist riesig, was die Vielzahl an lokalen Schlägen und Typen erklärt.

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Leider hat sich inzwischen die Rasse in Russland und Osteuropa, wo sie kommerziell gezüchtet werden, derart weit von den Ursprüngen entfernt, dass die dortigen, durchaus noch zahlreichen Hunde zu diesem Wiederaufbau nicht mehr verwendet werden können.

Die körperliche Kraft und Widerstandsfähigkeit der ursprünglichen Zentralasiatischen Hirtenhunde, ihr ausgeglichener Charakter, ihre Intelligenz und ganz besonders ihre Langlebigkeit stellen einen ausserordentlichen genetischen Reichtum dar. Diese Qualitäten bilden einen angenehmen Kontrast zu den beinahe schon industriellen Wegwerfprodukten, die eine vereinheitlichende Linienzucht und eine reine Schönheitsselektion, nach oft fragwürdigen Kriterien, aus unseren Hunderassen gemacht haben.

Zu einem Zeitpunkt in welchem immer mehr Hundefreunde zu erkennen beginnen, dass die westliche Hundezucht dem endgültigen genetischen Kollaps zusteuert, ist die Existenz einer solchen Rasse ein Geschenk des Himmels, eine Schatzsuche per genetischer Zeitreise in den Ursprung unserer Rassen und vor allem eine unwiederbringliche Chance eine fatale Fehlentwicklung korrigieren zu helfen.

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In der heutigen Situation, in welcher die berechtigten Ängste eines breiten Publikums ständig anwachsen – verursacht durch die missbräuchliche Verwendung und Haltung der sogenannten Kampfhunde, aber wohl ebenso durch immer ausgeprägtere Verhaltensstörungen bei bestimmten herkömmlichen Rassen, Konsequenz einer absurden Inzuchtrate - ist es an der Zeit unsere Beziehung zu den Hunden in Frage zu stellen.

Wir müssen uns entscheiden ob wir alle unsere Hunderassen definitiv zu Spielzeugen, Dekorations- und Prestigeobjekten reduzieren wollen, die meisten sind es ja schon, oder ob wir doch noch einige Arbeitsrassen mit ursprünglichen Schutzinstinkten und den entsprechenden körperlichen Fähigkeiten erhalten sollen. Letzteres erfordert offensichtlich einen Ausbildungs- und Auswahlprozess, sowohl was die Hunde als auch ihre Halter betrifft.

Es scheint wahrscheinlich, dass das Bedürfnis nach wesensfesten Wach- und Herdenschutzhunden trendmässig eher zunehmen wird. Einerseits aufgrund des wachsenden Gefühls der Unsicherheit in der Bevölkerung, andererseits wegen der Wiedereinwanderung oder der Wiedereinführung von Raubtieren in unsere letzten natürlichen Lebensräume.

Diese Neuankömmlinge, die unser natürliches Umfeld bereichern, wären vielleicht besser akzeptiert wenn die Viehzüchter der betroffenen Regionen über fähige Herdenschutzhunde verfügen würden.

Wenn wir dazu beitragen diese Rasse zu retten, helfen wir uns also zuerst einmal selbst, leisten aber auch unseren Teil an die Erhaltung eines historischen Symbols, Meisterleistung der zentralasiatischen Kultur. Dieser Kulturkreis hat in diesem Jahrhundert unsagbar gelitten und braucht jetzt mehr denn je Identifikationssymbole, die in seiner Eigenart und Geschichte verwurzelt sind.